Lamotrigin


auch bezeichnet als:
3,5-Diamino-6-(2,3-dichlorphenyl)-1,2,4-triazin; Lamotriginum



Anwendungsgebiet des Wirkstoffs: Lamotrigin


Lamotrigin hat bei Epilepsien eine breite Wirksamkeit. So lassen sich einfache fokale Anfälle, komplexe psychomotorische Anfälle, das sogenannte Grand mal in verschiedenen Ausprägungen und gemischte Epilepsieformen mit Lamotrigin als Einzelwirkstoff gut behandeln.



Beim sogenannten Lennox-Gastaut-Syndrom (einer bestimmten kindlichen Anfallsform der Epilepsie) darf Lamotrigin sogar bei Kindern von zwei bis elf Jahren als Zusatztherapie eingesetzt werden.

Je nach Hersteller eines Medikaments ist Lamotrigin auch zur Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen:

Zur Anfallsverhütung bei Alkoholentzug. Diese Anwendung darf allerings nur stationär in einer Klinik erfolgen.

Bei Depressionen zur Vorbeugung sogenannter manisch-depressiver Phasen, wenn die Therapie mit Lithium versagt hat oder Patienten nicht mit Lithium behandelt werden dürfen.

Neben diesen anerkannten Anwendungsgebieten gibt es weitere Erkrankungen, bei denen ein Behandlungsversuch mit Lamotrigin unternommen werden kann. So kann der Wirkstoff die Symptome bei der Parkinson-Krankheit und dem Veitstanz (Chorea Huntington), Krampfanfälle beim Status Epilepticus sowie die Schmerzen bei Migräne und bestimmten Nervenerkrankungen (beispielsweise Trigeminusneuralgie) verringern.




Wirkungsweise von Lamotrigin


Lamotrigin ist ein Antiepileptikum der neuen Generation, das von seiner chemischen Struktur her keinem anderen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe ähnelt.

Im Vergleich zu anderen Antiepileptika ist Lamotrigin sehr gut verträglich. Therapieabbrüche aufgrund schwerer Nebenwirkungen sind wesentlich seltener als bei anderen Antiepileptika. Lamotrigin macht kaum müde und stört nicht wesentlich die Denkvorgänge, dies ist für die Patienten vorteilhaft. Sein größter Nachteil sind die häufigen schweren Unverträglichkeitsreaktionen, die auftreten können. Indem man die Dosis sehr langsam steigert (einschleicht), können diese gefährlichen allergischen Reaktionen aber weitgehend vermieden werden.

Der Wirkmechanismus von Lamotrigin ist interessant, weil es der erste Wirkstoff ist, der über eine Dämpfung erregender Impulse antiepileptisch wirkt. Lamotrigin verhindert die Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat, dem hauptsächlichen Nervenbotenstoff erregender Impulse. Somit wirkt Lamotrigin hemmend auf die Reizweiterleitung. Es verursacht dadurch die Blockade von lang anhaltenden, sich wiederholenden Entladungen in Nervenzellen und verhindert sowohl die Freisetzung von Glutamat als auch die durch Glutamat hervorgerufenen überschießenden Entladungen.

Diese Wirkung kommt über eine Beeinflussung spannungsabhängiger Natrium-Kanäle zustande. Der Effekt auf diese Kanäle von Natrium ist aber ganz offensichtlich nicht derselbe wie bei Phenytoin oder Carbamazepin, da diese Wirkstoffe eben nicht in erster Linie über eine Glutamat-Hemmung wirken.

Weiterhin hat Lamotrigin eine dämpfende und beruhigende Wirkung sowie antidepressive und muskelentspannende Eigenschaften. Diese sind vermutlich, ebenso wie die schmerzlindernden Eigenschaften von Lamotrigin bei Nervenschmerzen, auf eine Hemmung der Reizweiterleitung der betroffenen Nerven im Rückenmark zurückzuführen.

 

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